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1. Die vorchristliche Zeit - S. 28

1877 - Leipzig : Brandstetter
28 abgetheilt, in Landbauer, Handwerker und Adlige. Unter den letzteren wurden alle jene regierenden Familien aufgenommen, und nur aus diesen die Mitglieder des hohen Gerichtshofes und die Priester erwählt. Diese Einrichtungen waren ein sehr wichtiger Schritt zur Bildung, ein Schritt, den die Landschaft Attika allen andern griechischen Staaten vorausthat. Bald gewann der athenische Staat ein Ansehen in ganz Griechenland. Theseus vereinigte auch das benachbarte Gebiet von M e -gara mit Athen, maß dann die Grenzen von Attika ab, und weil er neue Spiele und neue Feste einführte, zog er die nächsten Nachbarn nach Athen, die gern sich in einer so lebenslustigen Stadt ansiedelten. Für den Krieg hatte sich Theseus den Oberbefehl ausbedungen; da aber jetzt Alles in Frieden lebte, beschloß er, an einem Heldenzuge seines großen Meisters und Vorbildes Herkules Theil zu nehmen. Herkules hatte eben damals den Auftrag bekommen, den Gürtel der Amazonenkömgin zu holen, und warb überall in Griechenland tapfere Jünglinge zu Gefährten auf dem weiten Zuge. Theseus schloß sich mit Freuden an und gewann so sehr die Liebe seines Meisters, daß ihm dieser die schönste Beute, nämlich die Amazone Antiope, schenkte. Indem er wieder nach Hause zurückkehren wollte, traf er auf einen verwegenen Jüngling, Namens Pirithous, den Sohn des Lapithen-königs Jxion aus Thessalien; dieser war in die marathonischen Felder eingebrochen, um dort eine zahlreiche Heerde zu entführen. Es war nicht sowohl Raubsucht, als vielmehr ein Kitzel, sich durch irgend einen kühnen Streich hervorzuthun, denn auch in ihm brannte die Begierde, unter den Starken und Berühmten seiner Zeit genannt zu werden. Noch hatte er Herkules und Theseus nicht gesehen, aber er sehnte sich nach ihrem Anblick. Er hatte vielleicht den Einfall in Marathon nur deshalb gethan, um mit dem Theseus persönlich bekannt zu werden. Mit geheimer Freude und Bewunderung sah er hierauf wirklich den Helden erscheinen, denn daß es Theseus war, verrieth ihm sogleich der ausgezeichnete Adel der Gestalt, die Würde des Ganges und der Stimme. So etwas hatte er nie gesehen; er stand bewundernd still, faßte sich und rief ihm entgegen, indem er ihm zum Zeichen des Friedens die Hand hinstreckte: „Würdigster Held, ich weiche dir ehrfurchtsvoll. Sei selbst mein Richter! Welche Genugthuung verlangst du?" — Theseus sah ihn mit Wohlgefallen an. „Daß du mein Waffenbruder werdest," antwortete er ihm. Freudig fiel ihm Pirithous um den Hals, und Beide wurden unzertrennliche Freunde. Noch manches Abenteuer bestand Theseus mit seinen Freunden gegen seine Feinde. Aber auf heimliche Feinde in seiner Nähe hatte er nicht geachtet; dies waren die Söhne seines Oheims Pallas, die Pallantiden genannt. Sie benutzten jede Gelegenheit, um den Theseus beim Volke zu verdächtigen, als strebe er nach der Alleinherrschaft. Die Athener vergaßen schnell die Wohlthaten, die ihnen der Held erwiesen, und ver-

2. Die vorchristliche Zeit - S. 29

1877 - Leipzig : Brandstetter
29 bannten ihn aus der Stadt. Er floh auf die Insel Skyros zum König Lykomedes; dieser nahm ihn freundlich auf, aber in seinem Herzen war er falsch gesinnt und trachtete, wie er den gefährlichen Gast am besten los werden konnte, denn er fürchtete sich vor den Pallantiden in Athen. Als nun Theseus gar keine Anstalt machte, wieder abzureisen, führte ihn der hinterlistige Lykomedes auf eine Felsenspitze, um ihm die ganze Landschaft und das Meer zu zeigen. Als der Held, ohne Arges zu ahnen sich umschaut, stößt ihn Lykomedes hinab in den Abgrund des Meeres. — So schmählich endete ein Wohlthäter des Menschengeschlechts. Die Athener bereuelen bald ihre Undankbarkeit, baueten dem Theseus Tempel und Altäre, und holten später seine Gebeine von der Insel Skyros nach Athen. In der Schlacht bei Marathon erschien ihnen der Geist des Helden, und man sagte, er habe sich an die Spitze der Athener gestellt und tapfer auf die Perser eingehauen.

3. Die vorchristliche Zeit - S. 35

1877 - Leipzig : Brandstetter
35 schenken. Dieses Geschenk zog Paris allen übrigen vor; er erklärte Aphrodite für die schönste Göttin und überreichte ihr den goldenen Apfel. Zum Dank dafür geleitete die Venus den Paris nach Sparta in Griechenland, zum König Menelaus, der sich mit der schönen Helena vermählt hatte. Menelaus nahm den trojanischen Prinzen sehr gastfreundlich auf, aber dieser vergalt das Gastrecht schlecht. Denn eines Tages, wo der König abwesend war, entführte er diesem die Gemahlin mit allen ihren Schätzen und entfloh mit der kostbaren Beute nach Troja. Darob schworen die Griechenfürsten den Trojanern Rache, und als König Priamus sich weigerte, die geraubte Helena zurückzusenden, begannen die Griechen einen Krieg gegen Troja, der zehn Jahre dauerte und mit dem Untergange dieses Reiches endigte. 2. Die Griechen in Aulis. Am eifrigsten rüsteten sich zum Kriege Menelaus und sein Bruder Agamemnon, König von Argos und Mycene, der mächtigste der griechischen Fürsten. Sie entboten aber auch die Könige aller übrigen Griechenstädte, und es dauerte nicht lange, so strömten von allen Seiten Heerschaaren zusammen, um an dem Rachekriege gegen das übermüthige Troja Theil zu nehmen. Die Helden versammelten sich in dem Hafen Aulis in Böotien, wo eine Flotte von 1200 Schiffen, die über 100,000 Krieger trugen, zusammenkam. Lange schon lagen die Schiffe zur Abfahrt gerüstet im Hafen, aber anhaltende Windstille hielt die Harrenden zurück. Da brach Unzufriedenheit aus im griechischen Heere. Um nun die Ursache der ungünstigen Winde zu erfahren, wurde Kalchas, der Wahrsager, aufgefordert, seine Meinung zu sagen und ein Mittel anzugeben, wie dem Uebel abgeholfen werden könnte. Der Seher verkündigte, daß Artemis (Diana), die Göttin der Jagd, erzürnt sei, weil Agamemnon die ihr geheiligte Hirschkuh erlegt habe, und daß der Zorn der Göttin nur durch den Opfertod der Jphigenia, der Tochter Agamemnon's, versöhnt werden könnte. Das Vaterherz des Königs blutete bei diesem Ausspruch, aber die andern Fürsten drangen in ihn, daß er nachgeben mußte; einer der beredtesten Anführer, Odysseus, König von Jthaka, ging nach Argos und lockte die Jungfrau aus den Armen ihrer Mutter unter dem Vor-wande, daß sie im Lager mit Achilles, dem Tapfersten der Griechen, vermählt werden sollte. Schon stand die Jungfrau vor dem Opferaltare, schon zuckte der Priester das Schwert, sie zu durchbohren, da erbarmte sich Artemis der Unschuldigen, hüllte sie in eine dichte Wolke und entführte sie nach Tauris, an der Küste des Schwarzen Meeres gelegen, wo sie dieselbe zu ihrer Priesterin machte. An ihrer Stelle fand man am Altar eine weiße Hindin. Die Göttin war versöhnt; ein günstiger Fahrwind schwellte die Segel der Schiffe, die nun glücklich an der feindlichen Küste landeten. Doch schon vor ihrer Abfahrt sollten die Griechen durch ein ungünstiges Vorzeichen an die lange Dauer des Krieges gemahnt werden. Bei einem Opfer schoß unter dem Altar ein gräulicher Drache hervor, 3*

4. Die vorchristliche Zeit - S. VIII

1877 - Leipzig : Brandstetter
Viii schauende Geschichtskenntniß sicher gepflanzt haben. Es bleibt ja dem Lehrer unbenommen, bei der Eroberung von Karthago den Blick des Schülers auf die Zerstörung von Troja zurückzuwenden, oder Karl den Großen mit Alexander dem Großen zu vergleichen, ohne daß diese Helden im Buche neben einander stehen müßten. Die Geschichte bietet aber selber auf gleichem Boden und in gleicher Zeit der Parallelen und Gegensätze so viel dar, daß der Methodiker ihr nur zu folgen braucht. Steht nicht ein König Xerxes neben einem König Leonidas, ein Cäsar und Pompejus, Gregor Vii. und Heinrich Iv. zusammen? Man wird füglich die englische und französische Revolution zusammenstellen können, nicht aber nach den Perserkriegen gleich den siebenjährigen Krieg abhandeln. In der Weise, wie ich die Gegensätze zusammengestellt habe, wird der Schüler mit der Eigenthümlichkeit jedes einzelnen Objektes um so besser vertraut dadurch, daß ich ihm Zeit lasse, in einer Zeitepoche, oder in einem Lande oder unter ähnlichen Verhältnissen mit seinem Blicke zu verweilen. Sv stehen z. B. im ersten Abschnitte drei Völker zusammen: die Aegypter, Assyrer, Phönicier. Bei allen drei erblicken wir das Volk als Ein Ganzes wirkend, ohne daß einzelne Helden aus dem Volke in ihrer Persönlichkeit hervortreten, wie es im zweiten oder dritten Abschnitte der Fall ist. Aber innerhalb des ersten Abschnittes ergibt sich bald ein bedeutender Gegensatz. Unter den Phöniciern ist jeder Einzelne ein Herr und König, während bei den Assyrern absolute Monarchie (Despotie) und bei den Aegyptern ein durch Priester beschränktes Königthum herrscht. Bei den Assyrern und Aegyptern ist aber das Volk willenlose Masse, das Werkzeug, um die Gedanken und Befehle eines Alleinherrschers auszuführen: daher die großartigen Bauten und Heerzüge, während umgekehrt bei den Phöniciern großartige Handelsunternehmungen erscheinen, die unbeschränkte Freiheit deseinzelnen zur Voraussetzung haben. Im zweiten und dritten Abschnitte stellen sich die Helden in ihrer Einzelpersönlichkeit dar; aber im zweiten Abschnitt ist Ein Heros der Handelnde, während im dritten sich mehrere — a. Individuen, b. Volksstämme — zu gemeinsamem Handeln vereinigen. Der trojanische Krieg war die erste nationale That der Hellenen, die erst dann erfolgen konnte, nachdem die inneren Gährungen und Kämpfe des Heroen-thums sich abgeklärt und befriedigt hatten. Der Inhalt des vierten Abschnitts verhält sich zu dem des fünften, wie asiatischer Despotismus zu europäischem Volksthum, wie prunkvolle Barbarei zu edler freier Menschlichkeit. Alexander bringt das Griechenthum zum Abschluß, das in Achill, dem Helden des trojanischen Krieges, so herrlich begonnen hatte; er selbst betrachtete sich als den wiedergeborenen Achill, der die Arbeit seines edlen Vorbildes zu vollenden habe. Der fünfte Abschnitt stellt wieder im Verhältniß zum sechsten ein Volk dar, das in Vielstaaterei untergeht, während

5. Die vorchristliche Zeit - S. 42

1877 - Leipzig : Brandstetter
42 hervorthat. Thetis, seine Mutter, wollte ihn gleich nach seiner Geburt unsterblich machen und tauchte daher ohne Wissen des Peleus bei nächtlicher Weile den Knaben in ein Feuer, um das Sterbliche an ihm zu vertilgen, des Tages aber übersalbte sie ihn mit Ambrosia. Doch Peleus lauerte ihr einst aus, und als er den Knaben über dem Feuer zappeln sah, schrie er laut auf und hinderte seine Gemahlin, ihr Vorhaben ganz zu vollenden. Zornig verließ diese ihren Gemahl, um nie wieder das Haus des sterblichen Mannes zu besuchen; sie tauchte hinab in die Tiefe des Meeres zu ihren Eltern und Geschwistern. Achilles war aber durch das Feuer unverwundbar geworden bis an die Fersen, an denen ihn seine Mutter gehalten hatte und welche deshalb vom Feuer nicht berührt werden konnten. Peleus brachte seinen Sohn zum weisen Chiron, daß dieser ihn zu einem Helden erziehen sollte. Dieser nährte seinen Zögling mit den Eingeweiden der Löwen und dem Mark der Eber und Bären, wodurch er stark und kräftig wurde. Dem Achilles war vom Schicksal ein doppeltes Loos bestimmt worden: entweder sollte er fern von Waffen und Kämpfen, aber auch ruhmlos, als hochbetagter Greis in seiner Heimath sterben, oder in der Blüthe der Jahre auf fremder Erde fallen, dann aber auch mit Ruhm gekrönt werden. Zwischen beiden Loosen hatte er die Wahl. Die Göttin Thetis wollte ihren Sohn aus mütterlicher Liebe vor dem frühen Tode bewahren, und brachte ihn heimlich zum König Lykomedes auf der Insel Skyros. Denn Kalchas hatte geweissagt, daß Troja nicht ohne Achilles würde erobert werden. Als nun ganz Griechenland sich rüstete, wollten die Fürsten auch den Heldenjüngling Achilles einladen zum Kampfe, aber er war nirgends zu finden. Indeß gelang es dem schlauen Odysseus, der immer Rath wußte, ihn aufzufinden und zum Kampfe zu bestimmen. Odysseus verkleidete sich als Kaufmann, nahm allerlei Waren mit sich und erschien so am Hose des Königs Lykomedes auf der Insel Skyros. Da hatte man den Achill in Mädchenkleider gesteckt und er ward mit den Töchtern des Königs erzogen. Odysseus nun breitete vor den Mädchen schöne Armspangen, Bänder, Ringe und andere Schmucksachen aus, darunter aber auch Waffen. Die Töchter des Lykomedes griffen nach den Schmucksachen, Achilles nach den Waffen. Dadurch verrieth er sein Geschlecht und die blitzenden Waffen erweckten seine Kampflust so gut, daß er dem Odysseus willig nach Aulis folgte. Achilles war der furchtbarste Feind der Trojaner, wen seine Lanze traf, der war verloren; er allein verwüstete 23 Städte in der Landschaft Troas. Im zehnten Jahre des Kampfes hatten die Griechen eines Tages große Beute gemacht, Achilles forderte die schöne Sklavin Briseis für sich, aber der Völkerfürst Agamemnon verweigerte sie ihm. Darüber entstand ein heftiger Streit, dessen Ende war, daß Achilles mit den Schaaren seiner Myrmidonen, die er aus Thessalien hergeführt hatte, von den übrigen Griechen sich trennte. Er lag nun ruhig in seinem Zelte, vertrieb sich mit den Klängen der Cither die Zeit und schaute ruhig dem

6. Die vorchristliche Zeit - S. X

1877 - Leipzig : Brandstetter
Durch eine Gruppirung wie die vorliegende wird nicht blos das freie Nacherzählen, sondern auch das Bilden von Aussätzen bedeutend erleichtert. Ich verstehe aber unter diesen Aufsätzen keine „Abhandlungen", sondern ausführliche Antworten auf bestimmte Fragen, deren Ausgangspunkt die Vergleichung der ähnlichen oder im Gegensatz stehenden Persönlichkeiten ist. Diese Vergleichung gewinnt im Fortgange des Unterrichts ein immer größeres Feld. „Worin stimmt der Lebensgang des Lykurg mit dem des Solon überein? Was haben sie in ihrer Gesetzgebung gemeinsam, was nicht?" Kommt dann Numa Pompilius und Servius Tullius an die Reihe, so werden diese Römer mit jenen Griechen in Parallele gesetzt, und so die behandelten Stoffe immer im Kurs erhalten. In seiner schriftlichen Arbeit fixirt der Schüler die Resultate, die er aus der mündlichen Unterredung mit dem Lehrer gewonnen hat. Auch muß er sich die Geschichtstafeln und Uebersichten selber anfertigen. Das bloße Nacherzählen der Geschichte genügt keineswegs, um den Schüler des Stoffes Herr werden zu lassen; er soll sie geistig durchdringen, indem er sie beobachten lernt. Wer den Sinn des propädeutischen Geschichtskurses recht versteht, wird denselben nicht auf ein Jahr beschränken, sondern zwei bis drei Jahre ihm widmen. Mit zehn bis zwölf Biographien ist die Sache nicht abgethan. Dr. G. Weber fordert drei Jahre und ich stimme ihm bei. Ein Schüler, der auch nur den propädeutischen Kurs durchgemacht hätte, würde doch bereits ein relativ Ganzes und Vollständiges gewonnen haben, er hätte bereits aus den „Geschichten" Geschichte gelernt. Ist einmal ein solcher äußerlich vereinfachter und innerlich bereicherter Lehrgang hergestellt, dann können auch historische Gedichte ihre volle Wirksamkeit entfalten und Viel dazu beitragen, jene Bildung des Gemüthes zu erzeugen, die zugleich sittliche Kräftigung ist. Desgleichen wird nun auch die Wirkung eines historischen Bilderbuches (dessen Mangel bei den jetzigen Mitteln unverzeihlich ist) bedeutend sein, weil sie mit dem Streben des Unterrichts, der auf das individuelle Bild gerichtet ist, sich 'vereinigt. Das Ausmalen von Scenen, die im Buche nur angedeutet, oder auf dem Bilde dargestellt sind, bietet eine sehr geeignete Uebung für schriftliche Arbeiten. Man sollte weder von ägyptischer, noch griechischer, noch deutscher Baukunst den Schülern erzählen, wenn man ihnen nicht die entsprechenden Abbildungen vorzeigen kann, gleichwie es rathsam ist, wenn der „Guttenberg" an die Reihe kommt, die Schüler zuvor in eine Buchdruckerei zu führen. Wenig extensiv, viel intensiv! Vertiefung in das Individuelle und lebendige Anschauung der Person! Dieser Grundsatz gilt besonders auch für den Geschichtsunterricht, und nur in dem Maße, daß wir ihn zur Geltung bringen, wird die Geschichte ein wirksames Moment werden für die sittliche Bildung des Schülers, nur dann wird derselbe an den Charakteren

7. Die vorchristliche Zeit - S. 44

1877 - Leipzig : Brandstetter
44 zu Hülfe, und erst als Hephästos mit feinem Feuer die Bäume am Gestade anzündete, die Fische, von der Gluth erschreckt, angstvoll nach frischem Wasser schnappten, der Strom endlich selbst in lichten Flammen wogte, flehete er die Göttermutter Juno um Mitleid an, und aus deren Befehl löschte Hephästos die Gluth, der Skamander aber rollte in feine Ufer zurück. 7. Hektor und Andromache. Als die Feldfchlacht vor Troja's Mauern so furchtbar tobte, eilte Hektor in die Stadt zurück, um feine Mutter Hekuba zu mahnen, sie möchte doch durch feierliche Gelübde die erzürnte Pallas Athene (Minerva) versöhnen, daß Achilles nicht mit übermenschlicher Kraft zum Siege gelange. Der treffliche Mann benutzte die Gelegenheit, nach Weib, Kind und Gesinde zu schauen, bevor er wieder in die tobende Feldschlacht eilte. Die Gattin aber war nicht zu Hause. „Als sie hörte" — sprach die Schaffnerin — „daß die Trojaner Noth leiden und der Sieg sich zu den Griechen neige, verließ sie angstvoll das Haus, um einen der Thürme zu besteigen. Die Wärterin mußte ihr aber das Kind nachtragen." Schnell legte Hektor den Weg durch die Straßen Troja’s jetzt wieder zurück. Als er das Sküische Thor erreicht hatte, kam seine Gemahlin Andromache eilenden Laufes gegen ihn her; die Dienerin, ihr folgend, trug das unmündige Knäblein Astyanax, schön wie ein Stern, an der Brust. Mit stillem Lächeln betrachtete der Vater den lieblichen Knaben, Andromache aber trat weinend an feine Seite, drückte ihm zärtlich die Hand und sprach: „Entsetzlicher Manul Gewiß tödtet dich noch dein Muth, und du erbarmst dich weder deines stammelnden Kindes noch deines unglückseligen Weibes, das bald eine Wittwe fein wird. Sollte ich dich verlieren, so wäre es das Beste, ich sänke auch zur Unterwelt hinab. Den Vater hat mir Achilles getödtet, meine Mutter hat mir der Bogen Diana's erlegt, meine sieben Brüder hat auch der Pelide umgebracht. Ohne dich habe ich keinen Trost, mein Hektor, du bist mir Vater und Mutter und Bruder. Darum erbarme dich, bleibe hier auf dem Thurme; mache dein Kind nicht zur Waise, dein Weib nicht zur Wittwe! Stelle das Heer dort an den Feigenhügel, dort ist die Mauer zum Angriffe frei und am leichtesten zu ersteigen, dorthin haben die tapfersten Krieger, die Ajax beide, die Atriden (Menelaus und Agamemnon), Jdo-ineneus und Diomedes schon dreimal den Sturm gelenkt — fei es, daß ein Seher es ihnen offenbarte oder daß das eigene Herz sie trieb." Liebreich antwortete Hektor feiner Gemahlin: „Auch mich härmt alles dieses, Geliebteste! Aber ich müßte mich ja vor Troja's Männern und Frauen schämen, wenn ich hier aus der Ferne feig und erschlafft dem Kampfe zuschauen wollte. Auch treibt mich mein Muth, in den vordersten Reihen zu kämpfen. Wohl sagt es mir eine Stimme im Herzen: Einst wird kommen der Tag, wo das heilige Ilion hinsinkt, und Priamus und all fein Volk: aber das Leid meiner Brüder und meines Volkes ist nicht so bitter, als wenn das Weib Hektors, fortgeführt in die Gefangenschaft,

8. Die vorchristliche Zeit - S. 1

1877 - Leipzig : Brandstetter
Erster Abschnitt. Aegypter. Assyrer. Phönicier. I. Die Aegypter.*) 1. Möris. Das älteste Volk, welches wir in der Geschichte kennen, sind die Aegypter. Vor mehreren lausend Jahren herrschte über sie der König Möris; der ließ von seinen Unterthanen einen großen See ausgraben, um das Wasser des N i l darin zu sammeln und es für die heiße Jahreszeit, wo es an Wasser mangelte, aufzubewahren. Denn Aegypten ist ein heißes und trockenes Land, wo es fast niemals regnet oder thaut. Aber der Nil fließt mitten hindurch und macht es fruchtbar durch seine Ueber-schwemmungen. Im Monat März fängt seht Wasser an zu steigen von dem vielen Regen, der in den Bergländern fällt, aus denen der Nil entspringt; dann wächst er immer mehr, bis er aus den Ufern tritt, und im Monat August überschwemmt er das ganze Aegyptenland, so daß man mit Kähnen über die Felder fährt, und die Städte wie Inseln aus einem großen See hervorragen. Wie dies vor drei- und viertausend Jähren geschah, geschieht es auch noch jetzt. Erst um die Zeit, wenn bei uns der Winter anfängt, fällt das Wasser wieder in seine User, dann säet man ohne zu pflügen und zu eggen in den Schlamm hinein, und schon im December blüht der Flachs, im Januar schlägt der Weinstock aus, im März ist das Korn reif zum Schnitt und im Juni hat man schon reife Weintrauben. Wenn aber der Nilfluß nicht hoch genug steigt, oder wenn er zu sehr das Land überschwemmt, kommt Aegypten in große Gesahr. Darum ließ der König Möris jenen großen See graben, der nach ihm der Möris-See genannt wurde und eine große Wohlthat für die Aegypter war. Stieg nämlich das Wasser zu hoch, so wurde es in das Seebecken geleitet, und trat große Trockniß ein, konnte man wieder das Wasser des Sees auf das ---------------------------- *) Nach Althaus „Geschichte der alten Welt". Grub e, Geschichtsbilder. I. 1

9. Die vorchristliche Zeit - S. 50

1877 - Leipzig : Brandstetter
50 Als die Trojaner den Rauch vom Lager in die Lust steigen sahen und auch die Schiffe verschwunden waren, strömten sie voll Freuden aus der Stadt nach dem griechischen Lager zu und erblickten hier das gewaltige hölzerne Roß. Während sie unter einander stritten, ob man das Wunderding verbrennen oder in die Stadt schaffen sollte, trat Laokoon, ein Priester des Apollo, in ihre Mitte und rief: „Unselige Mitbürger, welcher Wahnsinn treibt euch! Meint ihr, die Griechen seien wirklich davon geschifft, oder eine Gabe der Danaer verberge keinen Betrug? Kennt ihr den Odysseus nicht besser? Entweder ist irgend eine Gefahr in dem Rosse verborgen, oder es ist eine Kriegsmaschine, die von dem im Verborgenen lauernden Feinde in unsere Stadt getrieben wird. Was es aber auch sein mag — trauet dem hölzernen Thiere nicht!" Mit diesen Worten stieß er eine mächtige eiserne Lanze in den Bauch des Pferdes. Der Speer zitierte im Holz und aus der Tiefe tönte ein Wiederhall wie aus einer Kellerhöhle. Aber der Sinn der Trojaner blieb verblendet. Siehe, auf einmal bringen trojanische Hirten einen gefangenen Griechen daher. Sinon hieß er; sie hatten ihn im Schilfe des Skaman-der ertappt. Da freueten sich Alle. Neugierig stellten sie sich im Kreise um ihn herum und drangen in ihn, er solle auf der Stelle bekennen, was das Pferd bedeute. Das eben hatte der Arglistige gewünscht, denn er hatte es früher mit seinen Landsleuten verabredet, sich von den Trojanern fangen zu lassen und dann die Trojaner zu bewegen, daß sie das Pferd in ihre Stadt führten. Er sing laut an zu weinen und stellte sich lange, als könne und dürfe er um Alles in der Welt nicht das Geheimniß verrathen. „Nein, ich bitte euch" — sprach er — „tobtet mich lieber auf der Stelle!" Um so neugieriger wurden die Trojaner. Endlich gab er ihren Bitten und Drohungen nach. „So hört denn," rief er — „die Griechen schiffen jetzt nach Hause. Auf Befehl des Priesters ward dieses Pferd gezimmert, damit die Heimfahrt der Danaer glücklich sei; denn es ist ein Sühnunqsgeschenk für die beleidigte Schutzgöttin eurer Stadt, deren Bildniß Diomedes und Odysseus einst freventlich entwandten. Kommt das Pferd unverletzt in eure Stadt, so wird sie nach dem Ausspruch des Sehers unüberwindlich sein und die Völker rings umher beherrschen. Das eben wollten eure Feinde verhindern: darum bauten sie das Roß so groß, daß es nicht durch die Thore geht." So sprach der listige Grieche und die beihörten Trojaner glaubten seiner gleißenden Rede. Eiligst machten sie jetzt Räder unter das Pferd, hefteten Stricke an seinen Bauch und Alt und Jung spannte sich daran. Wer nicht so glücklich war, einen Strick erfassen zu können, schloß sich wenigstens dem Zuge der Knaben und Mädchen an, die schön geschmückt zu beiden Seiten gingen und feierliche Lieder sangen. Nun kommen sie an das Thor, aber das Pferd ist zu groß. Flugs sind starke Männer bereit und reißen einen Theil der Stadtmauer nieder. Jubelnd schieben sie das Pferd durch die weite Oeffnung, der Zug geht durch die langen Straßen, hin nach der Burg. Hier, vor dem Tempel der Göttin, wird

10. Die vorchristliche Zeit - S. 51

1877 - Leipzig : Brandstetter
51 das Wunderthier feierlich ausgestellt, damit Jeder es sehen und über seinen Besitz sich freuen möge. So fröhlich der Tag, so schrecklich war die ihm folgende Nacht. Während Alles in tiefem Schlafe lag, schleicht Sinon sich zu dem hölzernen Pferde, öffnet leise die Thür und die geharnischten Männer steigen aus dem finstern Bauche hervor. Sie gehen nach den Thoren der Stadt; die Wächter schlafen, man tödtet sie. Draußen aber harren schon der Griechen beutelustige Schaaren. Die Thore werden geöffnet und mit freudigem Siegesgeschrei dringen die Danaer in die wehrlose Stadt. Sinon läuft mit Brandfackeln in den Straßen umher und zündet die Häuser an. Zu spät merken die Trojaner den Verrath. In allen Straßen, in allen Häusern wird blutig gekämpft. Bald steht die ganze Stadt in Flammen und was nicht vom Schwerte der Griechen fortgerafft wird, stirbt den Tod durch's Feuer. Nur ein kleines Häuflein rettet sich, mit ihm der fromme Aeneas. Wie er Alles verloren sah, wie schon die Flamme aus dem Giebel seines Daches helllodernd gen Himmel schlug: da nahm er hurtig seinen alten Vater Anchises auf die Schultern, sein Söhnlein Askanius bei der Hand, und so entkam er dem Verderben. Nicht so glücklich war der König Priamus. Er hatte sich mit Weib und Kind in das Innere des Pala^es geflüchtet und sich dort vor den Altären der Hausgötter flehend niedergeworfen. An dieser heiligen Stätte hoffte der unglückliche Greis Gnade zu finden bei den erzürnten Feinden. Aber wie hatte er sich geirrt. Mit entblößten Schwertern drangen sie herein, erst stachen sie die Söhne nieder vor den Augen des Vaters, dann diesen selbst. Sein Weib und seine Kinder schleppten sie auf die Schiffe und theilten dann die Sklaven unter sich. Menelaus bekam seine Helena wieder; aber das schöne Ilion lag zertrümmert! Ii. Die Irrfahrten des Odysseus. 1. Als Odysseus nach der Zerstörung von Troja mit seinen zwölf Schiffen der Heimath zusegelte, verschlug ihn ein Sturm an das Land der Cyklopen, der ungeschlachten Riesen, die weder pflanzten noch säeten, denn ohne Arbeit erwuchs ihnen Weizen und Gerste und die edle Rebe, nur von Zeus' Regen befruchtet. Sie kannten weder Gesetze, noch Versammlungen des Volkes zu gemeinsamer Berathung; sie wohnten einsam in gewölbten Felsgrotten des Gebirges. Vor dem Lande der Cyklopen lag eine kleine Insel voll Wälder, in denen zahllose Heerden wilder Ziegen umherstreiften. Dahin kamen die Schiffe des Odysseus in dunkler, mondloser Nacht; mit Anbruch des Tages machten sich die Griechen auf und durchwanderten das Eiland, mit ihren Pfeilen wilde 4*
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